Eines der gängigsten Modelle den Burnout in verschiedene Burnout-Phasen einzuteilen, ist das 12-Phasen-Modell nach Freudenberger. Der dt.-amerik. klinische Psychologe und Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger (1926 – 1999) entwarf dieses Modell. Dieser gilt gleichsam als Entdecker des Burnout-„Phänomens“.
Wenn Du Dich fragst, ob Du Dich schon in der Burn-Down-Spirale befindest, dann sind diese Burnout-Phasen ein guter Anhaltspunkt dafür.
Wenn Du mehr über die einzelnen körperlichen, psychischen und mentalen Symptome zu erfahren möchtest, kannst Du diese in meinem Blog-Artikel „An diesen Symptomen erkennst Du, ob Du von Burnout betroffen bist“ nachlesen.
Burnout ist ein Prozess
Einen Burnout bekommt man nicht von „heute auf morgen“. Ganz im Gegenteil: oftmals gibt es eine längere Vorgeschichte, bevor es schlussendlich zum Zusammenbruch und zur Diagnose „Burnout“ kommt.
Wobei hier erwähnt sei, dass Burnout keine Diagnose im medizinischen Sinne darstellt. Es werden eine Vielzahl von Symptomen zum sogenannten Burnout-Syndrom zusammengefasst. Diese können die Ursache für eine Reihe von verschiedenen Diagnosen sein.
Im Folgenden wirst Du sehen, in welchen Phasen sich der Burnout über Zeit aufbaut.
Die 12 Phasen des Burnouts
Phase 1: Der Drang sich zu beweisen
Am Anfang eines Burnout-Syndroms wird die ganze Energie dazu aufwendet, ein berufliches Ziel zu erreichen. Für dieses Ziel werden enorme Anstrengungen unternommen und erhöhte Erwartungen an sich selbst gestellt. Das Übertreten der eigenen Grenzen und Vernachlässigen der eigenen Bedürfnisse bleibt dabei unbemerkt.
Phase 2: Verstärkte Leistungsbereitschaft
Um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht. Der Drang zum Perfektionismus und ein übertriebener Leistungsanspruch sind die wesentlichen Antriebsfaktoren. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, sowie die Unfähigkeit, Aufgaben zu delegieren, steigen und eine Arbeitsentlastung findet kaum mehr statt.
Phase 3: Ausblenden der eigenen Bedürfnisse
Diese Phase wird von chronischer Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse beherrscht. Das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration rückt immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt parallel der Konsum von Alkohol, Nikotin oder Kaffee zu.
Phase 4: Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Um weiterhin leistungsstark zu funktionieren werden alle Warnsignale und Anzeichen des eigenen Körpers ausgeblendet. Unzuverlässigkeit und Fehler, wie z.B.: Vergessen von Terminen, Nichterledigen von versprochenen Aufgaben, Ungenauigkeit, Energiemangel und Schwächegefühl, häufen sich im Arbeitsalltag.
Phase 5: Verzerrte Wahrnehmung der Realität
Alte Grundsätze verlieren an Wert, Freundschaften und berufliche Kontakte, die vorher eher Entlastung und Unterstützung waren, werden nun mehr als Belastung empfunden. Die Wahrnehmung wird reduziert auf ein Minimum, so dass Wichtiges von Unwichtigem nicht mehr zu unterscheiden ist.
Phase 6: Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme
Der Verzicht von eigenen Bedürfnissen wird häufig gar nicht mehr wahrgenommen. Für Freunde oder Freizeitaktivitäten bleibt immer weniger Zeit und kaum noch Aufmerksamkeit übrig. Die Überarbeitung und Überlastung wird zunehmend verleugnet und ignoriert.
Phase 7: Rückzugsphase
Hoffnungslosigkeit breitet sich aus und verdrängt alle positiven Gefühle. Alkohol und Medikamente dienen häufig zur Ablenkung oder Ersatzbefriedigung. Das soziale Umfeld wird als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden.
Phase 8: Deutliche Verhaltensänderung
Der Betroffene wird unflexibel im Denken und schränkt sich immer mehr ein, was sein eigenes Verhalten anbelangt. Kritik wird komplett zurückgewiesen und als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Der Rückzug verstärkt sich.
Phase 9: Entfremdung
In dieser Phase entsteht ein Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit und eine innere Leere. Der Betroffene funktioniert wie ferngesteuert, ohne freien Willen.
Phase 10: Innere Leere
Prägend für dieses Stadium ist ein Wechsel zwischen starken schmerzhaften Emotionen mit dem Gefühl des inneren Abgestorbenseins. Mutlos und erschöpft bezwingt der Betroffene seinen Alltag. Häufig entstehen schwere Angst- und Panikattacken. Es wird versucht, die Probleme mit Kauftouren, Fressorgien und nicht zuletzt mit Drogen zu bewältigen.
Phase 11: Depression
An diesem Punkt stellt sich dauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit ein. Die körperliche und seelische Erschöpfung hat sich zu einer Krankheit entwickelt. Der Wunsch nach einem Dauerschlaf ist stark ausgeprägt und wird von Selbstmordgedanken und –absichten begleitet.
Phase 12: Völlige Burnout-Erschöpfung
Die geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung hat sich zu einer lebensgefährlichen Bedrohung entwickelt. Das Immunsystem ist dauerhaft geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Die Suizidgefahr ist in diesem Stadium am höchsten. Spätestens jetzt sollte der Betroffene erkennen, dass er professionelle Hilfe benötigt.
Hinweise zur Selbsteinschätzung
Zunächst sei erwähnt, dass sich nicht jede der genannten 12 Burnout-Phasen eindeutig zeigen muss. Es kann genauso gut sein, dass die Phasen gleitend ineinander übergehen oder sich auch überlagern können.
Zur Selbsteinschätzung, in welcher Burnout-Phase Du Dich möglicherweise befinden könntest, kann Dir auch der Test nach Maslach helfen. Den Test findest Du hier.
Die Phasen 1 bis 3 können sich durchaus immer wieder zeigen. Oftmals ist das abhängig von der Situation, in der Du Dich gerade befindest. Sind diese Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum nicht mehr abzustellen, d.h. Du rutschst immer wieder in diese Phasen hinein, so dass sie schlussendlich chronisch werden, solltest Du über eine individuelle Beratung nachdenken. Diese kann Dir sinnvolle Wege und Strategien aufzeigen, um eine gesündere, bewusstere Lebensführung zu entwickeln und als neue Basis zu etablieren.
Von der Phase 4 bis 8 ist eine Beratung sinnvoll und angeraten. Hier können vor allem die seelisch geistige Gesundheit in Kombination mit dem sozialen Lebensaspekt betroffen sein.
Hat der Burnout die Phase 9 erreicht, wäre eine Psychotherapie der nächste sinnvolle Schritt und sollte in Betracht gezogen werden.
Ab der Phase 11 hat der Burnout ein gesundheitsgefährdendes Stadium erreicht. Daher ist es dringend notwendig, einen Arzt aufzusuchen.